Der Apfelflüsterer
Meine Arbeit läuft im Freien ab. Bei jedem Wetter.
Wie die biologisch-dynamische Anbauweise im Alltag aussieht, lesen Sie hier in meinem Interview.
BB: Warum bewirtschaftest du den Hof nach biologisch-dynamischen Grundsätzen?
HD: Ich arbeite biologisch-dynamisch aus Überzeugung. Das heißt, ich arbeite feinstofflich, das ist natürlich mehr Arbeit als mit dem Traktor durch die Apfelanlagen zu fahren, als nach Plan zu spritzen. Ich befrage die Bäume, bevor ich etwas unternehme. Was brauchen sie, damit sie gut gedeihen können. So wie ich meine Kinder frage, ob sie Hunger haben, bevor ich ihnen was zu essen gebe.
BB: Du kommunizierst mit den Bäumen?
HD: Die Bäume sind lebendig. Sie gehören zum Hof, wie meine Familie, wie unsere Tiere. Gemeinsam bilden wir eine Einheit, einen Organismus. Wenn es einem nicht gut geht, fühlen das die anderen.
BB: Und wie darf ich mir das Befragen konkret vorstellen?
HD: Wenn jetzt die Saison der Apfelwürmer beginnt, dann schaue ich mir 1.000 Äpfel an. Ich gehe mit der Leiter durch die Anlage und untersuche (abgezählte!) 1.000 Äpfel, am besten jene ganz oben. Wenn ich 5 oder mehr mit einem kleinen Loch finde, heißt das, dass 5 einen Wurm haben. Dann muss ich was gegen die Apfelwürmer unternehmen.
BB: Kommt das oft vor?
HD: Das hängt von den Feldern und den Jahren ab. Nach so vielen Jahren, kenne ich meine Anlagen und weiß ziemlich genau, wo sich die Falter der Apfelwürmer wohl fühlen. So kann ich jedem Feld seine spezielle Pflege zukommen lassen, um die Widerstandsfähigkeit der Bäume zu stärken. Besonders gegen Pilze kann ich damit viel erreichen.
BB: Und wie sieht diese Pflege aus?
HD: Dazu bespritze ich sie mit einem speziellen Präparat. Diese Präparate bereite ich nach den Prinzipien der Homöopathie zu und genauso bringe ich sie aus. Dabei achte ich auch auf den Mond. Er hat viel Einfluss auf das Wachsen und Gedeihen.
BB: Was sind das für Präparate?
HD: 2 Spritzpräparate bringe ich jedes Jahr aus. Das Präparat 500 kommt im Frühjahr in den Boden, damit die Pflanzen gut wachsen. Ein paar Tage vorher gebe ich Brennesseltee. Im Sommer spritze ich Ackerschachtelhalmtee und ein paar Tage später das Präparat 501 auf die Bäume, damit die Früchte gut reifen. Es sind natürliche Präparate aus Kuhmist und Bergkristall.
BB: Wo bekommst du diese Präparate?
HD: Wir bereiten die Präparate selber, in der Arbeitsgemeinschaft für biodynamischen Anbau. 130 Mitglieder zählt die Arge im Südtirol-Trentino. So 50 Menschen sind immer bei der Herstellung der Präparate im Mai und im Oktober dabei. Es ist jedes Mal ein Fest.
BB: Wie oft kommunizierst du mit deinen Apfelbäumen?
HD: Das hängt von der Jahreszeit ab. Während der Blüte auch 2-3 Mal am Tag, vor der Ernte täglich. Bei neuen Anlagen auf jeden Fall jeden 2. Tag, aber während der Wachstumszeit mindestens 1 Mal die Woche. Aber ich beobachte nicht nur die Apfelbäume. Die Anlage hat noch viele andere Pflanzen unter den Bäumen. Da säe ich Blumen und Gräser ein. Dann freue ich mich jedes Mal, wenn ich durch die Reihen gehe. Da blüht es in allen Farben und zu allen Zeiten. Bienen und Insekten fühlen sich wohl. Vögel zwitschern. Alle haben, was sie brauchen und tragen zum Wohle aller bei.
BB: Es muss den Blumen gut gehen, damit es dem Boden gut geht, damit es den Bäumen gut geht, damit es den Tieren und euch gut geht?
HD: Ja genau! (lacht und freut sich) Du hast das jetzt sehr schön zusammengefasst.
BB: Das ist ja die Beschreibung des Paradieses auf Erden!
HD: Es ist das Beste, was wir auf dieser Erde schaffen können. Für mich ist es die größte Freude, mit meinem Wirken dazu beitragen zu können. Und jetzt rufen mich meine Apfelbäume.
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